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Channel: Polizei – Der Hauptstädter
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Das autonome Abenteuerland

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Die Trendfarbe des Frühlings? Schwarz. Das soll nun nicht als Affront an die Schlechtwetterfront verstanden werden, obwohl es ähnlich niederschlagend wirkt. Wer in den letzten Tagen diverse Zeitungen durchblätterte, wird festgestellt haben, dass gerade bei jungen Menschen schwarz ziemlich en vogue zu sein scheint. Diese juvenilen Trendsetter haben nicht nur einen eigenwilligen Modegeschmack, sondern auch sonderbare Hobbys. Zum Beispiel im Vorbeigehen an Gittern zu rütteln.

Das mag ein wenig an den Schwarzen Block erinnern. Der rüttelt auch mal gerne im Vorbeigehen an Gittern und trägt öfters mal schwarz. Im Unterschied zu den Dandy-Delinquenten trägt der Block aber eher so den siffigen Revoluzzer-Zwirn. Bei den etwas eitleren Systemgegnern darf es durchaus auch mal ein Windbreaker von Ralph Lauren sein oder ein paar schnittige Nike-Sneakers. Daraus ist zu schliessen, dass diese neue Welle von militanten Antikapitalisten durchaus über eine grosse Kaufkraft verfügt. Das bietet der Stadt Bern eine aussergewöhnliche Chance auf grosse Einnahmen: Der Krawalltourismus sollte kommerzialisiert werden.

Der Ball liegt nun bei Bern Tourismus. Es sollte nun schleunigst eine passende Kampagne losgetreten werden. Projektname: «Berne - an unforgettable riot-experience in the heart of Switzerland». Um die grossen Massen anzulocken, reicht es natürlich nicht mehr, einfach nur einen Zaun aufzustellen, an dem im Vorbeigehen ein wenig gerüttelt werden kann. Den Touristen sollte die Möglichkeit geboten werden, aktiv Ausschreitungen anzuzetteln. Strassenverkäufer bieten handliche Steine an, am Kiosk gibt es Molotow-Cocktails und Gassenmusiker spielen «Ton, Steine, Scherben» – das lokale Kleingewerbe blüht!

Natürlich muss das bisherige Tourismuskonzept leicht angepasst werden. Die Frage ist nun nicht mehr, wie man am schnellsten zum Bundeshaus kommt, sondern wie man dieses am besten beschädigt. Und ja, das verursacht Kosten. Diese werden logischerweise auf die Touristen abgewälzt. Bern sollte nun wie eine Art Europapark für Autonome funktionieren. Mit dem Eintrittsgeld werden die verursachten Kosten gedeckt. Die Stadtteile werden in verschiedene Themen unterteilt. Beispiel: Die Lorraine wird zu Ligurien und ermöglicht Ausschreitungen wie am G8-Gipfel in Genua. Wer eine Pause braucht, kann im wiedererrichteten Camp vor dem BKW-Hauptsitz ausspannen. Das Schwarze Quartier behält selbstverständlich seinen Namen.

Zudem würde das neue Tourismuskonzept der überlasteten Polizei entgegenkommen. Da nun Ausschreitungen ein eigenständiger Wirtschaftszweig darstellen, müssen die Beamten nicht mehr gegen Sachbeschädigungen vorgehen, da dies nur gewinnschmälernd wäre. Dadurch können Pensen gesenkt und Kosten gespart werden. Zudem wirkt die abnehmende Polizeipräsenz touristenfreundlich. Diese müssen sich nicht mehr provoziert fühlen, wenn im Vorbeigehen an Gittern gerüttelt wird. Dadurch würde die Stimmung in der Stadt, trotz Ausschreitungen, weitgehend friedlich bleiben. So kehrt man eine lose-lose-Situation in ein Szenario für Gewinner.


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